Archäologie zum selbst Erleben und Anfassen

Archäologie zum selbst Erleben und Anfassen

Dies durfte die Klasse 7d gemeinsam mit Frau Selch und ihrer Klassenleitung Frau Messer anlässlich des Wandertags der Naabtal-Realschule Nabburg erfahren, als sie zur Ausgrabungsstätte zwischen Iffelsdorf und Untersteinbach, dem „Kapellenfeld“ bei Pfreimd, wanderte. Seit 2011 finden dort jährlich Grabungen auf einem slawischen Gräberfeld aus der frühmittelalterlichen Zeit von Karl dem Großen und Heinrich I. (7. / 8. Jahrhundert) unter der Leitung von Dr. Hans Losert, seines Zeichens Archäologieprofessor an der Universität Bamberg, statt. Auch dieses Jahr wurde ein Teil des Feldes im Monat September Schicht für Schicht abgetragen. Die StudentInnen der Archäologie und Anthropologie der beiden Universitäten Wien und Bamberg arbeiten sich alljährlich Schicht für Schicht in die Tiefe des sandigen Bodens vor, der schon so manche Überraschung zutage gefördert hat. Jedes Jahr tauchen neue, überraschende Funde auf, welche die Wissenschaftler wie Mosaiksteine zusammenfügen und dadurch immer genauere Erkenntnisse über das Leben unserer Vorfahren an der Naab gewinnen. Doch mit der Entnahme der Fundstücke aus den Gräbern beginnt erst die eigentliche Arbeit. Die Keramikscherben, Knochenreste, Schmuckstücke und weiteren Grabbeigaben müssen die Wissenschaftler nun genau unter die Lupe nehmen, sie den entsprechenden Zeitepochen zuordnen, um so daraus wissenschaftlich fundierte Schlüsse ziehen zu können.
Nach der eineinhalbstündigen Wanderung nach Pfreimd und einem herzlichen Empfang durch die StudentInnen und Herrn Kurt Engelhardt, Kreisheimatpfleger für Archäologie in Pfreimd, wurden die SchülerInnen in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe durfte zuerst den spannenden, informativen, anschaulichen und greifbaren Erzählungen von Herrn Engelhardt folgen. Anhand zahlreicher Bilder erklärte dieser, wie es in den Jahren 1954 und 1973 durch Funde von drei Gefäßen dazu kam, dass die Grabungen ihren Anfang nahmen. In der Folge zeigte Herr Engelhardt einige bedeutende Funde, so etwa die aus einer Doppelbestattung im 8. Jahrhundert geborgene Keramik eines etwa fünf Jahre alten Jungen und Mädchens. Außerdem zeigte er Bilder von Pfeilen und einer Axt aus einem Kriegergrab sowie Aufnahmen von einem weiteren Grab, wo man außer Resten eines Leichnams ein Messer, zwei Feuerstähle, vier Pfeilspitzen und einen Langsax mit zwei Riemenzungen barg. Besonders beeindruckt waren die SchülerInnen vom Schmuck aus Mädchen- und Frauengräbern, insbesondere von unglaublich gut erhaltenen Glasperlen und ihrer leuchtenden Farbpracht. Eine Glasperle entsprach in etwa dem Wert einer Ziege, meinte Herr Engelhardt, was ungefähr einem kleinen Mittelklassewagen in heutiger Zeit entspricht. Zum Anfassen gab es Tonscherben, Feuersteine, und eigens von Herrn Engelhardt nachgebaute Arbeitswerkzeuge wie eine Sichel. Gruppe zwei war unterdessen damit beschäftigt, unter Anleitung einer Studentin rekonstruierte Gräber neben den an der echten Grabstätte arbeitenden StudentInnen freizulegen. Mit original Arbeitswerkzeug schaufelten und pinselten sich die SchülerInnen mehr oder weniger vorsichtig in die Erde hinein. Sie staunten nicht schlecht, als sie auf ein anatomisch sehr real wirkendes Skelett und bspw. Grabbeigaben, wie Ohrringe, stießen. So erfuhren die Kinder am eigenen Leib, wie es ist, sich archäologisch körperlich zu betätigen. Mit Feuereifer und voller Neugier machten sie sich auf Spurensuche und dokumentierten im Anschluss ihren Fund mit einem Foto. Wie echte Archäologen! Insgesamt war es ein sehr gelungener und spannender Wandertag. Alle waren begeistert, wie nett und unkompliziert wir empfangen sowie überrascht wurden, und die Klasse 7d bedankte sich von ganzem Herzen bei Herrn Engelhardt und den tollen StudentInnen! Dieser Tag bleibt uns sicher noch länger in Erinnerung! Für die StudentInnen ist erst ca. Ende September, Anfang Oktober Schluss mit den Ausgrabungen. Danach müssen sie die Gräber wieder zuschaufeln, nachdem alle Funde entnommen worden sind, damit der Acker wieder bestellt werden kann. Die Allgemeinheit ist jederzeit herzlich dazu eingeladen, den StudentInnen bei ihrer archäologischen Arbeit beizuwohnen.

Vanessa Messer